Isabelle Poilprez

Isabelle Poilprez (1968) gehört zu den sehr wenigen Frauen, die es tatsächlich geschafft haben, in einer venezianischen Hütte zu arbeiten, Seite an Seite mit einem ‚maestro‘. Die Wände rund um den Ofen in den Jahren um 2000 noch mit barbusigen Schönheiten plakatiert, experimentiert Poilprez in der Glashütte „Anfora“ auf der Serenella sogar mit Keramik in der japanischen Raku-Technik

Ein gelassenes Laisser-faire, aber natürlich lernt Poilprez von Andrea Zilio alle raffinierten venezianischen Glasmachergeheimnisse. Zuvor war sie an der École Supérieure des Arts Appliqués et des Métiers d’Arts à Paris und danach in Vannes-Le-Châtel (CERFAV). Aber nach einem Workshop mit dem Venezianer Lino Tagliapietra in den USA zieht es Poilprez 1996 für sieben Jahre nach Venedig. 2005 zieht sie um, heiratet und baut ihre Werkstatt für Glas, Skulptur und Malerei in Bouyon, in den Bergen an der Côte d’Azur auf.

 

HH: Welche Bedeutung hat für Sie das Material Glas? Warum kombinieren Sie es mit anderen Materialien?

IP: Meistens Kombiniere ich das Glas mit Keramik, Papier, Holz, Metall und Sand. Alle diese Materialien geben mir Gelegenheit zu einem Dialog mit dem Glas.

 

HH: Was ist für Sie das Besondere am Glas?

IP: Ich erlebe die Verwandlungen des Materials. Und das berührt mich. Glas ist überaus kontrastreich: nachgiebig und schwer zu beherrschen. Es hat seine starken Seiten: Härte und Transparenz. Die Vorstellung, dass das Glas bereit ist sich zu fügen, macht es wertvoll.

 

HH: Wo liegt Ihr künstlerischer Ansatz?

IP: Menschen lassen sich von Kunst berühren. Ihre Lebensenergie beginnt zu fließen. Ich denke, in der Kunst findet eine Art Austausch statt. Kunst ist eine Möglichkeit, sich auszudrücken, es ist Lebensqualität im besten Sinne.

 

HH: Worin sehen Sie die Bedeutung ihrer Kunstwerke?

IP: Ich bin eine Forschernatur und liebe es zu experimentieren. Alles hat einen Bezug zu meinem täglichen Leben. Es taucht auf in meinen Arbeiten und zwar besonders in Stücken, die meinen Weg begleiten. Meine Werke erzählen die Geschichte einer Entwicklung, eingefangen in einem ganz bestimmten Moment.

 

HH: Welche Impulse greifen Sie auf bei einem neuen Stück?

IP: Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal sind es Farben, die mich inspirieren. Sehr oft auch verschiedene Materialien. Einer Herausforderung zu begegnen ist immer spannend. Von einer Begegnung, einer Zusammenarbeit lasse ich mich ebenso beeinflussen wie von der Vorstellung, unbegrenzt Zeit zu haben.

 

HH: Was drücken Ihre Arbeiten aus?

IP: Im Material teile ich mich selber mit. Besser als ich das mit Worten kann. Alles Lebendige, so verschieden es auch ist, zieht mich an. Dies zu beobachten erzeugt tiefe Gefühle. Mit dem Verstand bin ich manchmal im Makrokosmos, manchmal im Mikrokosmos, beides wirkt zusammen. Was ich dabei entdecke, versuche ich auszudrücken. Es ist mein immer wieder neues Staunen über das Leben. Der Beobachter und seine Deutungen, das sind für mich wichtige Aspekte auf meinem Weg.

 

Isabelle Poilprez entwirft Kollektionen für Salviati, ebenso wie sie Skulpturen, Installationen und Schmuck macht. Auf der Basis venezianischer Glastechniken, wie dem Reticello, Incalmo, Zanfirico sind es vor allem die Murrine, die es der Künstlerin ermöglichen, spielerisch mit dem Glas umzugehen. Ist es die Natur, das Licht und das Leben, das sie inspiriert, sind doch oft Gegensätze ihr Thema. In der Verbindung so vieler verschiedener Elemente steht ihre Neugier, die zwischen verspielter Ironie und feiner Verträumtheit oder nachdenklichem Durchdringen heftig vibriert oder poetisch und mutig changiert.

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